Die Gastronomie in der Corona-Krise

Leere Tische

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„Früher war ein Restaurantbesuch ein Ausbrechen aus dem Alltag. Einen schönen Abend verbringen im Kreise der Liebsten, lachen, Nähe, Freude, Kommunikation und das Lächeln des Service, nebst gutem Essen, was wollte man mehr? Diese Gefühl gibt es nicht mehr. Datenerfassung, Maskenpflicht, Abstand, Desinfektionsmittel, Plexiglasscheiben, Schilder überall und noch einen Service, der einen hinter einer verborgenen Maske begrüßt. Das kann man im Krankenhaus auch haben und Zuhause kochen.“ So beschreibt Axel Schönfelder die Corona-Lage in der Gastronomie. Der Betreiber des „Elements of taste“ in Troisdorf hat die Reißleine gezogen und am 1. Juni sein Restaurant bis auf Weiteres geschlossen. Noch am 14. Mai hatte der Gastronom freudig die Wiedereröffnung des liebevoll EOT genannten Restaurants in den Sozialen Netzwerken verkündet.

Schwierige Corona-Auflagen

„Die Auflagen sind schon schwierig für die Gastronomie“, sagt Schönfelder. Nicht die Umsetzungen seien das Problem, denn die Lebensmittelbranche habe schon vor Corona hohe Hygieneauflagen gehabt. Allerdings machten die zusätzlichen Kosten für Mundschutz, Listen, Desinfektion verbunden mit einer geringeren Gästezahl das Überleben schwer, so Schönfelder. Diese Einschätzung teilt auch Torsten Hellwig. Der Pressesprecher der DEHOGA Nordrhein-Westfalen (https://www.dehoga-bundesverband.de/) spricht von einer „Katastrophe“ für das Gastgewerbe. „Durch die Einhaltung der Mindestabstände geht den Gastronomen 40 bis 50 Prozent des Platzes verloren und das bei Umsatzeinbußen im Vergleich zum Vorjahr von 60 bis 70 Prozent“, sagt er. Viele Gäste hätten nach wie vor Angst, sich reinzusetzen, daher sei das gute Wetter für die Gastronomen ein Geschenk gewesen. Sie konnten die Außengastronomie öffnen. Bezüglich der Maskenpflicht und der Abstandsregeln seien die Leute sehr kooperativ, obwohl es auch schon mal zu Diskussionen komme, so Hellwig.

Einbußen für die Gastronomie

Auch die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG, https://www.ngg.net/) berichtet von starken Einbußen nicht nur bei den Gastronomen, sondern auch bei den Beschäftigten. „Im Rhein-Sieg-Kreis beschäftigt das Hotel- und Gaststättengewerbe laut Arbeitsagentur rund 8900 Menschen. Viele von ihnen sind auf den ersten vollen Lohn nach langer Zeit in Kurzarbeit angewiesen“, sagt die NGG-Geschäftsführerin Manja Wiesner. Projektsekretär Marc Kissinger berichtet indes von einem differenzierten Bild in der Corona-Krise. „Das Personal wird oftmals nicht ausreichend geschützt“, sagt er in Bezug etwa auf gestreckte Desinfektionsmittel, mit denen die Gastronomen versuchen, ihre Kosten im Rahmen zu halten.

Neue Stammgäste

Besonders hart trafen die Corona-Beschränkungen jene, die gerade erst eröffnet hatten, wie etwa das Gasthaus Scheiderhöhe. Daniel Lengsfeld hatte im Januar den Betrieb gestartet und musste im März wieder schließen. Er überbrückte die Zeit, wie viele andere, mit Außer-Haus-Verkauf und gibt sich nach der Wiedereröffnung positiv. „Alle sind sehr verständnisvoll und kooperativ. Sowohl wir, als auch die Gäste sind einfach froh dass wir sie wieder verwöhnen dürfen“, so der Gastronom. Ähnlich positiv reagieren Guido Baumann und Marc Seidel. Die beiden hatten das lange Zeit leer stehende Traditionslokal „Böck dich“ am Eitorfer Marktplatz im Februar übernommen. „Es war gut angelaufen und wir konnten schon einige Stammgäste generieren“, erklärt Marc Seidel. Daher sei der Außer-Haus-Verkauf auch gut gelaufen.

„Damit konnten wir wenigstens 30 Prozent unseres Umsatzes erzielen“, so der Koch, der seit 26 Jahren in der Gastronomie tätig ist. Bezüglich der Abstandsregeln machen sich die beiden keine Sorgen. „Wir haben ja viel Platz. Die Tische standen schon vorher weit auseinander“, sagt sein Kompagnon. Auch ihre Außengastronomie ist gut besucht. Wie viele Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis unterstützt die Gemeinde Eitorf die Gastronomie, indem sie die Gebühren dafür erlässt und den Platz großzügig bemisst.

Das Troisdorfer EOT wird indes erst wieder öffnen, „wenn der Spuk wieder vorbei ist“, so Schönfelder. Er meint, dass sich das Gastverhalten in Kürze nicht ändern werde. Die Corona-Krise habe die Gesellschaft gespalten, sagt er mit Hinblick auf die einen, die Angst vor Ansteckung haben und die anderen, die sich an den Hygieneregeln wie Masken- und Auskunftspflicht stören.

Auswirkungen auf den Einzelhandel

Wie Jannis Vassiliou mitteilt, sind die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf den Einzelhandel erheblich. Der Vorsitzende des Einzelhandelsverbandes Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen (https://www.ehvbonn.de/) vermeldet, dass sich das Kaufverhalten trotz zunehmender Innenstadt-Frequenz verändert habe. „Nach der Öffnung aller Geschäfte am 20. April wurden die Innenstädte unserer Region auf einmal voller. Man hatte das Gefühl, dass die Menschen nach Luft und Stadt dürsteten. Trotzdem sind die meisten Verbraucher vorsichtig, ja vielleicht etwas ängstlich“, sagt Vassiliou. Die Kunden wüssten genau, was sich bräuchten, suchten einen Fachbetrieb auf und ließen sich beraten, um dann zielsicher zu kaufen. „Man bringt oder holt etwas ab ohne Umwege“, so der Vorsitzende, der nach einer Umfrage des Einzelhandelsverbandes in der 22. Woche von einem zweistelligen Umsatzminus berichtet. Hygienemaßnahmen würden zwar akzeptiert und befolgt, die meisten stöhnten jedoch über das Tragen der Gesicht-Schutzmaske. ‚“Das ist vielleicht auch das, was die Lust des Flanierens und Entdeckens einschränkt“, sagt er und appelliert an die Bürger, den Handel vor Ort und nicht „Multinationale Internetketten“ zu unterstützen.

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