Der seit drei Monaten anhaltende Lockdown bringt vielerlei Kuriositäten hervor. Der Online-Handel boomt und die Berge an Verpackungsmüll steigen – nicht zuletzt wegen der vielen „To-Go-Angebote“, auf die man zwangsläufig zurückgreifen muss, wenn man unterwegs ist. Den unerfüllten Wunsch der Menschen nach Nähe wiederum versuchen viele zu befriedigen, indem sie sich ein Haustier anschaffen.
Die Auswirkungen spürt der Deutsche Tierschutzbund und die ihm angeschlossenen Tierschutzvereine und Tierheime. Wenn auch ein gestiegenes Interesse an Tierheimtieren erfreulich ist, warnen die Tierschützer vor der leichtfertigen Anschaffung eines Tieres – vor allem über das Internet. „Tiere bringen Freude, sie schenken Wärme und Zuneigung. Dinge, nach denen sich viele gerade sehnen. Dennoch darf dies nicht dazu verleiten, sich leichtfertig ein Tier anzuschaffen! Ein Tier braucht volle Aufmerksamkeit – auch nach Lockdown, Homeoffice und Homeschooling, wenn Bars und Cafés wieder öffnen und man wieder verreisen möchte“, mahnt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
Keine Tiere aus dem Internet
Im Rahmen seiner Kampagne „Tierheime helfen. Helft Tierheimen!“ klärt der Verband darüber auf, welche Voraussetzungen für die Tierhaltung erfüllt sein müssen und wie man das passende Haustier findet: www.tierheime-helfen.de/bereit-fuer-ein-haustier. Denn wer Tiere im Internet erwirbt, unterstützt unter Umständen den illegalen Welpenhandel. Dieser erlebt durch die Corona-Krise einen großen Aufschwung. Fast täglich erreichen den Deutschen Tierschutzbund Anrufe von Menschen, die Hunde online gekauft haben und erst im Nachhinein feststellen, dass ihnen weder Kaufvertrag noch Papiere vorliegen oder der Welpe krank ist.
Die Tierheime kämpfen ganz akut mit den dramatischen Folgen, etwa, wenn zu junge kranke Welpen beschlagnahmt, abgegeben oder ausgesetzt werden. Ebenfalls besorgniserregend ist die immense Nachfrage nach Tieren im Zoofachhandel. Besonders in der Kritik der Tierschützer steht dabei Zoo Zajac, wo Wellensittiche oder Hamster aktuell offenbar als „Massenware“ über die Ladentheke gehen und selbst exotische Wildtiere an jedermann verschachert werden.
Ein riesiges Geschäft: Tiere im Zoofachhandel
Auch der Verkauf von Hunde- und Katzenwelpen scheint ein riesiges Geschäft zu sein. Dabei ist deren Verkauf besonders kritisch zu sehen, da im stationären Handel die Bedürfnisse an Haltung und Sozialkontakte nicht erfüllt werden können. „Auch, wenn tierische „Corona-Spontankäufe“ bisher nur vereinzelt abgegeben werden: Die Sorge, dass die unüberlegte Anschaffung von Tieren über kurz oder lang zur verstärkten Abgabewellen in den Tierheimen führen wird, ist enorm“, so Schröder.
Auch wenn Tierheime vor einer Adoption genau prüfen, ob Tier und Mensch auf lange Sicht zusammenpassen oder seriöse Züchter die Nachfrage nach Rassewelpen kaum stillen können, sollte man ein Tier nicht im Internet kaufen. Einzige Ausnahme sind Privatanbieter, die vielleicht ihr Tier aus persönlichen Gründen abgeben müssen. Hier sollte man aber wachsam sein und sich die Gegebenheiten genau anschauen, damit man nicht doch auf einen Tierhändler hereinfällt.