Wer sich und seinen Hund im Winter sicher fühlt, der hat seine Rechnung ohne Dermacentor reticulatus gemacht. Das ist der lateinische Name der Auwaldzecke, auch Winterzecke genannt. Denn dieser Blutsauger ist, nicht wie seine heimischen Kumpels erst ab April, das ganze Jahr über aktiv. Zu verdanken ist diese neue Zeckenart dem Klimawandel. Aus Ungarn, Österreich und Norditalien eingewandert, hat sie sich seit den 1970er Jahren stark nach Norden verbreitet. In Deutschland wurde sie erstmals 1973 am Oberrhein nachgewiesen. Ihre Einschleppung erfolgte vermutlich über Hunde. Mittlerweile ist sie überall zu finden. Das Gemeine daran ist: Sie ist schon bei Temperaturen um die vier Grad aktiv.
Damit steigt das Risiko für Menschen und Hunde, auch schon früh im Jahr an den durch sie übertragenen Erregern zu erkranken. Beim Menschen ist das die Frühsommer-Menigoenzephalitis (FSME). Bis vor wenigen Jahren noch galt der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) als Überträger, inzwischen ist auch die Auwaldzecke als Überträger identifiziert. Im Jahr 2019 erkrankten 444 Menschen an FSME. Manche erwischt es schwer, andere sind zwar infiziert, zeigen aber keine Symptome. Die Gehirnhautentzündung ist vor allem in Süddeutschland verbreitet, inzwischen aber auch bis Hessen, Thüringen und Sachsen. Man kann sich dagegen impfen lassen.

Auwaldzecken übertragen Babesiose
Für Hunde ist die Auwaldzecke ebenfalls gefährlich, denn sie kann neben den üblichen Krankheiten Babesiose oder „Hundemalaria“ auslösen. Die Erkrankung verursacht hohes Fieber, das aber nicht immer bemerkt wird. Die Erreger zerstören die roten Blutkörperchen des Tieres, was zum Tod führen kann. Allerdings lässt sich die Krankheit, wenn sie denn rechtzeitig erkannt wird, gut mit Antibiotika behandeln.
Die Entwicklung der Auwaldzecke dauert etwa ein bis 1,5 Jahre. Die Weibchen müssen eine achttägige Blutmahlzeit einnehmen, um sich paaren zu können. Auf der Suche nach Wirten klettern die Zecken bis zu 1,5 Meter hoch, oftmals auf Gräser. In trockenen Biotopen legen die Nymphen im Mai bis August eine Ruhepause ein, in Feuchtgebieten können sie bis in den Januar aktiv bleiben, sofern der Winter mild verläuft. Am liebsten hält sich die Auwaldzecke in feuchten Gebieten in Laubwäldern auf. Sie ist kältetolerant und übersteht auch harte Winter. Zu erkennen ist sie an ihrer Marmorierung. Zudem ist sie größer als der Gemeine Holzbock, der einfarbig ist.